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Der Weg einer Freiheit: Unstille (Review)

Artist:

Der Weg einer Freiheit

Der Weg einer Freiheit: Unstille
Album:

Unstille

Medium: CD
Stil:

Black Metal

Label: Viva Hate / Cargo
Spieldauer: 46:23
Erschienen: 29.06.2012
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser DER WEG EINER FREIHEIT Massen-Review unter den Kolumnen!

Jüngst frugen DIE ÄRZTE auf ihrer neuen Scheibe: "Ist das noch Punkrock?", und dieselbe Frage kann man sich bezüglich DER WEG EINER FREIHEIT in abgewandelter Form ebenfalls stellen. Ist das noch Black Metal? Ist Black Metal nur Musik oder wirklich eine Ideologie und ein Lebensgefühl? Oder sind es letztendlich nur die sich manifestiert habenden, verrosteten Gedankenschemata einer Gruppierung, die auf der Suche nach ihrer Identität ihr Ich in misanthropischer, antichristlicher, satanistischer, lebensverneinender, antikosmischer und/oder nihilistischer Haltung gefunden hat?

Dass es lediglich drei unscheinbarer junger Männer, die ihrerseits Lust auf Black Metal hatten, bedurfte, damit in Internetforen unglaublich hitzige, fast erbitterte Diskussionen inklusive verbalem Amoklauf entflammten, die an Bizarrerie kaum zu übertreffen waren, hätte wohl kaum jemand vorhergesehen.

Potzblitz, da kamen Nikita Kamprad, Tobias Jaschinsky und seinerzeit noch Christian Bass doch einfach so mit ihrem 2009er selbstbetitelten Debütalbum daher und brachen mit allen denkbaren Szenekodizes. Schminkten sich nicht, verfielen nicht in Posen und stellten sich nicht mit plakativem Hass zur Schau. Umschifften inhaltlich sämtliche Klischees. So rebellierten DER WEG EINER FREIHEIT folglich ungewollt gegen die uniformierten Rebellen. Ja heiliger Waldelfenkot. 2011 rückte die EP "Agonie" nach und sorgte zwar nicht mehr für ganz so hohe Wellen der Empörung, doch der Untergang und die Verwässerung der Schwarzmetallkultur schien den Grummelfürsten der Dunkelstahlszene noch ein ganzes Stück näher gekommen zu sein. Interessant, wie größtenteils erwachsene Menschen komplett ihre Fassung verlieren können, weil sie einer Musikrichtung einen Lebensstil andichten, den deren Protagonisten womöglich nur rudimentär verfolgen. Jene Musiker der true evil frostbittenen Sorte werden sicherlich genauso ihr Erdbeertoast frühstücken, dem Töchterchen das Hello Kitty-Lätzchen umbinden (wehe, wenn nicht, denn sonst gibts bei der ARCADE FIRE hörenden Ehefrau so schnell keinen Stich mehr und Youporn muss herhalten), das Discounter-Toilettenpapier mit den eingeprägten Blümchen einkaufen, das Chili con carne mit etwas Schmand abmildern und mit Mama telefonieren.

Richtet man den Fokus auf die Musik, die das Trio auf seinem zweiten, selbst produzierten, gemischten und gemasterten Vollzeitwerk gut 46 Minuten auf die Menschheit und die armen wahren Verfechter des Black Metal loslässt, darf man feststellen, dass die Kapelle in puncto Atmosphäre, Intensität, Eigenständigkeit, Glaubwürdig-weil-Bodenständigkeit und auch Songwriting zahlreiche Bands weit hinter sich zurück lässt - selbst jahrzehntelang etablierte Acts dürften das Nachsehen haben. Und da finden wir rein zufällig auch die Verbindung zwischen Black Metal und dem eingangs erwähnten Punk in Form symbolischer Charakteristika: DER WEG EINER FREIHEIT sind im Grunde mehr Punk oder Black Metal als die ganzen Hardliner, denn sie gehen ihren eigenen, freien weg, ungeachtet ungeschriebener Gesetze, die in irgendwelchen Gehirnen mit obsoleter Software festsitzen wie inoperable Aneurysmen.

In den melodischen, zwischen rund vier und fast zwölf Minuten langen, meist epischen Nummern hält sich das Trio auch gar nicht allzu streng an die Black-Metal-Standards, sondern fährt gerne auch mal - wie am Ende von "Zerfall" - die Post-Schiene oder prügelt in Melodic Death Metal-Manier drauf los. Doch wenn es, wie meistens, in puristische (allerdings – natürlich! – viiiel zu gut produzierte) Gefilde geht, bläst die Eiswindmaschine genau so effektiv, kreischt Jaschinsky genau so emotional und giftig ins Mikro, und wenn es ruhig wird, lassen diese todtraurigen Momente eine genau so pockige Gänsehaut über den Körper huschen. Zwar ist das Endergebnis "Unstille" - wie auch die beiden Vorgängerveroffentlichungen - nicht wirklich spektakulär, doch wenn man DER WEG EINER FREIHEIT etwas nicht absprechen kann, dann sind das Talent, gutes Songwriting, Feeling und Aufrichtigkeit. Vor allem letztere Eigenschaft lässt sich am besten verwirklichen, indem man einfach man selbst bleibt und Spaß an dem hat, was man tut. Und ob man wirklich noch authentisch ist, wenn man auf lange Haare besteht (okay, Fleischmütze ist auch noch erlaubt, ausnahmsweise) und sich hinter einer Maskerade versteckt, sei mal dahingestellt. Zum Glück nennen wir uns Musikreviews.de und nicht Imagereviews.de, Szenegesetzbuch.de oder Wasdarfmanundwasdarfmannicht.de.

FAZIT: Auf "Unstille" erleben wir eine ureigene Interpretation des Black Metal, als Musik die unverkrampft und kompetent vorgetragen wird. Und darauf kommt es doch letztendlich an.

Chris Popp (Info) (Review 6748x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Zeichen
  • Lichtmensch
  • Nachtsam
  • Zu Grunde
  • Vergängnis
  • Zerfall

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